Ein bekanntes Dorf
Alles, was ich geschrieben, auch die
„Wanderungen“ mit einbegriffen, wird sich nicht
weit ins nächste Jahrhundert hineinretten, aber
von den „Gedichten“ wird manches bleiben.
Theodor Fontane
Da hat er sich aber ein wenig verschätzt, der Herr Fontane. Wenn
er wüsste, was alles geblieben ist und was er damit angerichtet
hat. Der Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland mit seinem
Birnbaum steht nun auf den Lehrplänen und fast kein Schüler
kommt mehr daran vorbei. Das Gedicht war und ist einfach nicht
kleinzukriegen und heute umso mehr in seinem schmucken
Dörfchen wieder angesagt. So spendet das goldene Händchen
Fontanes noch immer Segen und macht so manches möglich.
...die Landschaft aber, die diese Dörfer umgibt,
bietet wenig Besonderes dar, und setzt sich aus
den üblichen Requisiten märkischer Landschaft
zusammen: weite Flächen, Hügelzüge am
Horizont, ein See, verstreute Ackerfelder, hier ein
Stück Sumpfland, durch das sich Erlenbüsche,
und dort ein Stück Sandland, durch das sich
Kiefern ziehen.
Theodor Fontane
Mag sein, dass auf den ersten Blick unsere Landschaft nichts
Besonderes bietet, aber dann bei genauer Betrachtung
verstummen diese vorlauten Stimmen. Auch Herr Fontane hat’s
hier wohl ganz nett gefunden, denn sonst hätte er sich ja sicher
nicht so häufig im Havelland aufgehalten.
Nun zu Ribbeck: Ribbeck ist alt. Nachdem 2010 am Ortsrand noch
Scherben aus vorchristlicher Zeit gefunden und von
fachkundigem Pinsel gereinigt wurden, steht es fest: Ribbeck ist
noch älter.
So wurden Reste eines Töpferofens und ein Befestigungsgraben
aus der jüngeren Steinzeit freigelegt.
Genau genommen taucht 1237 das erste urkundlich
nachweisbare Familienmitglied der Familie von Ribbeck, ein
Heinricus Ritbeke als Domherr in Brandenburg auf. Ob er nun
schon hier im Ort hauste, ist unbekannt. Aber dann 1375, im
Landbuch von Kaiser Karl, wird Ribbeck genannt, mit einem Hof
der Brüder Tile und Claus von Ribbeck. Da schon gehörten ein
Dorfkrug und eine Mühle zum Dorf-Ensemble. Vom 14.
Jahrhundert bis Mitte des 19. Jahrhunderts blieb das Dorf mit
seiner Anzahl an Hofstellen immer gleich groß. Durch Zukauf bzw.
Zusammenlegung wurde 1828 die Arrondierung zu einem
großflächigen Rittergut von der Familie von Ribbeck
abgeschlossen.
Das heute zu besichtigende Herrenhaus (wir reden hier alle
immer vom Schloss) wurde 1893 erbaut. Wenn Herr Fontane
einmal in Ribbeck war - leider gibt es keinen verlässlichen Hinweis
auf einen Besuch - dann hat er nicht dieses, sondern den
Vorläuferbau gesehen. So auch die Textzeile in seiner Ballade:
„Und drei Tage darauf, aus dem Doppeldachhaus, trugen von
Ribbeck sie hinaus...“
Na klar, und 1889, mit dem Erscheinen des Gedichts von Herrn
Fontane, betritt das Dorf und der Birnbaum die große Bühne. Die
Sage vom Birnbaum war allerdings schon 14 Jahre vorher von
Hertha von Witzleben anlässlich eines Familienjubiläums der
Familie zu Papier gebracht worden. Und man geht davon aus,
dass Herr Fontane diese und andere Verse zur Sage vom
Birnbaum kannte und als Vorlage nutzte.
Leider stürzt dann 1911 „mittags halbzwölf, ein Sturmorkan“ den
alten Birnbaum um. Mit dem Sturz des alten Baumes begann die
Birnbaumerei erst richtig. Daran beteiligte sich auch der damalige
Lehrer, indem er „bescheinigte“ Holzstücke vom Birnbaum
vermarktete. Wie erfolgreich er damit war, ist leider nicht
überliefert. Auf jeden Fall gibt es heute noch mindestens zwei
dieser Holzstücke.
An alter Stelle steht nun wieder ein Birnbaum (offiziell Nr. 4) und
in der Kirche ist der Stumpf vom Ersten zu besichtigen.
Der letzte Herr auf Ribbeck, Hans von Ribbeck, wurde 1945 von
den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Sachsenhausen
umgebracht und die Familie von Ribbeck flüchtete dann 1947 in
den Westen. Nach dem Ende der DDR sind Ute und Friedrich von
Ribbeck wieder zurückgekehrt und bezogen ein neu erbautes
Wohnhaus, an der Stelle des ehemaligen Reit- und Kutschstalls
des Gutes.
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